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Meine Werkstatt, meine Geräte und die Technik

Historische Radios, reparieren oder Deko?

Thomas Teipel • Mai 07, 2022

Sie haben ein altes Vorkriegs Radio oder aus der Zeit kurz danach.

Soll man es reparieren?


Bei Radios aus der Zeit 1920 bis etwa 1950 gibt es zwei Probleme.

Ein technisches und ein Nutzbarkeit Problem.

 

Fangen wir mit dem Nutzbarkeit Problem an, das ist einfacher.

 

Die Radios bis etwa 1950 hatten in der Regel keinen UKW-Empfang. Der wurde in Deutschland erst 1949 eingeführt.

Auf der Mittelwelle, Kurzwelle und Langwelle senden aber heute keine deutschen Sender mehr. Die Deutsche Welle sendet zwar aus Deutschland, aber nur für das Ausland in Fremdsprachen.

Auf Mittelwelle tummeln sich noch ein paar französische und russische Sender, sonst ist da ziemliche Ruhe.

Auf Kurzwelle ist noch etwas mehr los, vor allen Dingen nach Sonnenuntergang. Die Sonne verändert die Ausbreitungsbedingungen für Radiowellen, nachts ist die Reichweite höher.

 

Nun zum technischen Problem.

 

Bei diesen alten Geräten muss eine Menge an Kondensatoren, Elektrolyt-Kondensatoren und oft auch Widerstände erneuert werden.

Selbst danach gibt es immer noch kritische Bauteile wie Spulen, Transformatoren und Übertrager. Sie sind empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Man sieht ihnen von außen nicht an, ob sie schon Schaden genommen haben. Das stellt sich erst im Betrieb heraus.

 

Solche Geräte, die oft 80 Jahre und älter sind, werden leicht zu einer Dauerbaustelle.

 

Die Vorkriegsgeräte haben auch keine eingebaute Antenne für MW, KW und LW.

Für den Empfang dieser Wellenbereiche braucht man eine externe Langdrahtantenne und einen Erdanschluss. Den hat zum Glück heute jede Steckdose.


Aber draußen eine 20 m Drahtantenne mit Isolatoren zu spannen ist nicht so einfach. Von dort brauchen Sie dann auch noch ein Kabel bis zum Antennenanschluss des Radios.

Damit das ganze vor Blitzeinschlag sicher ist, braucht man auch noch einen Blitzschutz.



Damals musst man daran denken, nach ausschalten des Radios, die Langdraht-Antenne für den Blitzschutz zu erden.

 

Die technischen Empfangseigenschaften dieser Audion oder auch Geradeausempfänger waren auch nicht besonders gut.

Nach 1933 sollten sie das auch gar nicht sein, sie wurden absichtlich verschlechtert.

Der Deutsche sollte mit seinem Volksempfänger den lokalen deutschen Sender aus Berlin empfangen.

 

Auf keinen Fall die BBC aus London. Das war ab 1939 sogar verboten und wurde hart bestraft.

Natürlich gab es damals Techniker, die diese Geräte verbessern und dann doch die BBC empfangen konnten.

 

 

Fazit

 

Ich bin der Meinung, man sollte diese Radios in Ihrem Originalzustand belassen. Vielleicht das Gehäuse schön aufarbeiten und es nur als Dekoration nutzen.

 

Leichte Blessuren und Schäden gehören zu Ihrer Geschichte, sie sind Patina.


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